Künstlerische Positionen und Vita | Harald Ansorge, Johan Robin und Anja Tchepets
Harald Ansorge arbeitet seit den 90ern mit bildnerischen, erzählerischen und klangkünstlerischen Mitteln direkt im oder für einen bestimmten Raum. Ein betont experimenteller Gestus kennzeichnet seine Arbeiten nicht allein in statu nascendi: Aus der Mitwisserschaft des Künstlers entlassen, bestimmt er noch deren immanentes Formgesetz. Dem Beginn einer größeren Arbeit geht oft eine Periode vielfacher experimenteller Vorarbeiten voraus, die indessen, anders als ein systematisch gefügtes Konvolut, sich eher zu einem Spannungsfeld denn zu einer Zone des Schutzes und der gesicherten Zuflucht zusammenziehen und ein Ergebnis im Sinne des Künstlers zu sichern erlauben.
Intuition und Raum sind die beiden Bestandteile, aus denen Ansorge die Werke mehr entstehen lässt, denn mit Struktur versieht. Die Hoffnung des Gelingens bezieht sich ersichtlich eher auf das Prozessuale selbst als auf ein geplantes Resultat.
Ansorge misstraut den hieb- und stichfesten Intentionen: »In Aufführungen und Ausstellungen ist Raum immer noch der entscheidende Faktor. Raum muss ich spüren, ich muss ihn hören, riechen, wahrnehmen, erst dann kann ich anfangen in ihm zu arbeiten. Ich muss wissen was der Raum mit mir macht, um zu wissen, was ich mit dem Raum mache.«
www.irrah.de
Anja Tchepets studierte Malerei / Freie Kunst am Kunstgymnasium in St. Petersburg, Russland, Illustration und Grafikdesign am Dawson College in Montreal, Zeichnung und Kommunikationsdesign sowie Kunst im öffentlichen Raum an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.
Sie arbeitet in den Formaten Malerei, Zeichnung, Druckgrafik und Performance.
Ihre Künstleraufenthalte in Künstlerhäusern im In- und Ausland und ihre zahlreichen Reisen hält sie in Zeichnungen und Gemälden fest, die in Künstlerbücher münden. In ihren aktuellen Arbeiten setzt sich Anja Tchepets mit dem Thema Zeit auseinander. Sie erforscht den »Live«-Aspekt der Zeichnung und integriert ihn in ihren künstlerischen Prozess. Sie untersucht, was passiert, wenn Wort und Zeichnung aufeinandertreffen und wie man eine Zeichnung in bestimmte Zeitfenster einordnet. Wie verändert der Klang die Wirkung einer Zeichnung, wie wirken sie zusammen? Die künstlerisch-experimentelle Reise begibt sich auf die Suche nach Antworten.
Während der Zeichenperformance werden verschiedene Techniken verwendet, es wird gezeichnet, gemalt und Bilder aus vorbereiteten Schablonenformen zusammen ausgelegt. Tusche, Sand, Druckfarben und Druckwalzen kommen zum Einsatz. Das zeichnerische Repertoire und die vorbereiteten Formen und Folien dienen als Grundmaterial im großen Lagerraum. Technik und Erfahrung aus Malerei, Zeichnung und Druckgrafik werden angewendet. Es wird geforscht und experimentiert. Dabei wird der Versuch unternommen die Zeit einzufangen. Die Bewegung ist in der Gegenwart und wird sofort zur Vergangenheit.
Johan Robin, geboren 1968 in Frankreich, lebt und arbeitet als Filmemacher und freischaffende Künstler in Berlin. Nach einem Studium der Filmwissenschaft an der Kaskeline Film Akademie in Berlin realisierte er seinen ersten Kurzfilm auf 16-mm-Film. Des Weiteren drehte er mehre Kurzfilme auf Super 8- und 16-mm-Material und begann, sich gemeinsam mit verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern in Kollektiven für die bildende Kunst zu interessieren, wobei er analoges Filmmaterial als Medium nutzte. Für ihn gibt es verschiedene Möglichkeiten, einen Film zu denken, zu entwickeln, zu drehen. Wenngleich er über die »bewegten« Bilder zur künstlerischen Auseinandersetzung fand und diese sich fortwährend in seinen Arbeiten widerspiegeln, würde er sich nicht als Filmemacher im herkömmlichen Sinne bezeichnen. Es geht weniger darum, eine »filmische« Geschichte zu erzählen, sondern vielmehr die Dinge in einen Kontext zu stellen. Die Symbiose unterschiedlicher Kunstformen schaffen für ihn neue, ästhetische und gedankliche Räume. Neben szenischem und dokumentarischem Material sind es Zeit und Raum, Klang und Stille, bildende Kunst und Text, Geschichte, Gegenwart und Zukunft, die er in ihrer Formenvielfalt einfangen und in seiner künstlerischen Arbeit destillieren will. Der spielerische Umgang mit den unterschiedlichen Filmgattungen, Gestaltungsformen und Filmgenres bildet dabei den Ausgangspunkt für die Entwicklung seiner persönlichen Arbeitsweise. In Anbetracht einer Löschkultur, in der der Wert des Bildes zunehmend infrage gestellt wird, erscheint es geboten, sich auf den Sinn der Bilder zu besinnen. Deswegen hat analoges Filmmaterial eine große Bedeutung in seiner Arbeit. Er hat an verschiedenen Ausstellungen in Deutschland und im Ausland, bei denen er seine Video- und Rauminstallation im Stil der Film-Endlosschleife sowie seine experimentellen Filme präsentierte.
www.orwoid.com
Kunstprojekte 2025