Hand und Arbeit, Geste und Abdruck | Anette Rose
Projektstipendium KunstKommunikation 09
Gegenstand der künstlerischen Forschung und des Werkstattgesprächs von Anette Rose sind Handgriffe im Arbeitsprozess. Sie beobachtet den Umgang mit Material und Maschinen. Ihre Videoaufnahmen unterschiedlicher Tätigkeiten zeigt sie in Sequenzen, in denen die vielfältigen Fähigkeiten der Hand beim Formen von Werkstoffen und die Automatisierung der Abläufe sichtbar wird. Ihre Videoinstallation »Hand und Arbeit, Geste und Abdruck«, zeigt eine Auswahl von Filmaufnahmen der Kempker Gießerei und der ABC Klinkergruppe.
Während die Videoinstallation Zusammenhänge der einzelnen Beobachtungen herstellt, bietet das öffentliche Werkstattgespräch den Rahmen die vielfältigen Kompetenzen von Personen zusammenzuführen, die in unterschiedlichen Gewerken arbeiten und forschen. Die Künstlerin möchte zum Austausch ihrer Blickwinkel anregen. Eingeladen sind die Mitarbeitern der Kempker Gießerei und alle Gäste, die Interesse an Handhabungen im Arbeitsprozess und ihrer Automatisierung haben.
Für anatomische, technologische, kultur- und kunsthistorische Fragestellungen, lud die Künstlerin den Handchirurg, Dr. Martin Langer, den Neuroinformatiker Prof. Dr. Helge Ritter, den Kultur- und Religionswissenschaftler Dr. Manfred Bauschulte und die Kunstwissenschaftlerin Dr. Franziska Uhlig ein. Der Handchirurg zeichnet und operiert Hände und der Neuroinformatiker entwickelt künstliche Hände für Roboter. Erst bei dem Versuch die Hand zu operieren, ihre Funktion wieder herzustellen bzw. sie künstlich zu ersetzen, wird die Komplexität der Hand deutlich. An Hand von den filmischen Beobachtungen unterschiedlicher Tätigkeiten stellt die Künstlerin Fragen zu den vielfältigen Fertigkeiten der Hand und der Automatisierung der Abläufe. Ist die Hand das Modell aller Werkzeuge? Wie wirken Hand und Auge zusammen im Arbeitsprozess? Auf welche Weise ersetzen Automaten die Handarbeit? Was zeichnet die haptile Intelligenz aus?
Jenseits der kulturell festgeschriebenen Trennung in Hand- und Kopfarbeit geht es der Künstlerin um die vielfältigen Verknüpfungen von Greifen und Begreifen – zwischen Hand, Auge und Wort.
Enzyklopädie der Handhabungen
Die Arbeiten der Künstlerin Anette Rose kreisen um die nonverbale Körpersprache. Sie filmt synchron Gesicht und Hände, Mimik und Handgriffe. Es sind Arbeits- und Ausdruckgesten, die sie miteinander in Beziehung setzt: Wie wirken Hände und Augen in verschiedenen Arbeitsprozessen zusammen? Auf welche Weise ersetzen Maschinen die Handarbeit? Ihre Beobachtungen in Werkstätten, Laboren, Operationssälen, Museen und Bibliotheken und ihre Fragestellungen vernetzt sie in Installationen ihrer „Enzyklopädie der Handhabungen“. Der Katalog dokumentiert ihre Enzyklopädie im Ausstellungskontext und Montagen des Recherchematerials erlauben einen Einblick in die künstlerische Forschung als Teil des Werkprozesses.