O.T. (Gravenhorst Blatt), Hörstel, 2015 | An Seebach
ortsanaloge Handlung für DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst
Projektstipendium KunstKommunikation 15
IDEE: Für den spontanen Aufenthalt im Freien stelle die Künstlerin eine größere Anzahl von exklusiven Picknickdecken zur Verfügung. Die Decken haben die Größe eines Badelakens und sind jeweils für die Nutzung durch eine einzelne Person zugeschnitten; die Besucher sollen die Möglichkeit haben, sie gegen Pfand oder Leihgebühr im Eingangsbereich des DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst auszuleihen, wo sie in einer Truhe verwahrt werden. Damit ausgestattet können Besucher individuelle Orte auf dem Klostergelände für sich erobern und sie temporär in Besitz nehmen. Sie können sich mit Freunden zum exklusiven Gespräch mit oder ohne Picknick verabreden oder sich einfach ausruhen. Die Decken sind mit Applikationen versehen, deren Motive aus der Geschichte des Klosters stammen, dabei wird die jüngste Kunstgeschichte der Projektstipendien mit historischen Ereignissen und klösterlicher Flora collagiert. Angeschnittene Motive verführen zur Interaktion und Suche nach Ergänzendem, zum Zusammenlegen von Gruppen.
KONTEXTE: Der Standort Das überschaubare Außengelände des Klosters Gravenhorst ist deutlich in verschiedene (Natur-)Räume gegliedert. Es gibt offene Freiflächen, Wege, solitäre Bäume und Baumgruppen, Skulpturen, historische Fassaden und Mauerfragmente – für temporäre Interventionen eine geeignete Kulisse. Der Besucher wird sich beim Benutzen der Picknickdecken ganz unwillkürlich körperlich in Beziehung zu bereits Vorhandenem setzen – sich als menschliche Figur auf einer Präsentationsfläche wiederfinden und reflektieren.
Der Tourismus Das Besetzen von Freizeitterritorien mithilfe eines Badelakens scheint eine deutsche Besonderheit zu sein. Das Picknick zur Erholung im Freien ist ein weltweit tradierter touristischer Standard. Zeitgenössische Freizeitaktivitäten wie beispielsweise das Radwandern werden gern mit einem Ausstellungsbesuch und dem Entdecken regionaler Kultur oder Küche verknüpft. Mit kulturellem Erbe und ganzjährigem Veranstaltungsprogramm bietet sich DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst als Ausflugsziel für Wochenendtouristen im Münsterland an.
Klösterliche Handarbeit Das Anfertigen von flächigen, modularen Handarbeiten durch Stiftsdamen oder Nonnen ist ein weiterer Standard, auf den sich die vorgeschlagene Arbeit bezieht. Mit religiösen Themen ausgestattet, beinhalteten die Wandteppiche, Altardecken, Fastentücher, Prozessionsfahnen etc. ein hohes Maß an Identifikation für alle Beteiligten: die Betrachter, die Nutzer und die Macherinnen – und das meist überregional.
Die ortsanaloge Handlung »O.T. (Gravenhorster Blatt), Hörstel, 2015« bezieht sich auf diese Kontexte und wagt eine Umdeutung bereits etablierter Handlungen vor Ort. Die Besucher/innen nehmen aktiv an dieser Versuchsanordung teil. Sie vollenden die Arbeit durch ihren Gebrauch. (Auszüge aus dem Projektexposé, ©An Seebach, Sept. 2014)