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Die Auflösung des Sehens | Dirk Sorge und Jovana Komnenić

Projektstipendium KunstKommunikation 14

Das Projekt ist eine kritische Reflexion über die Dominanz des Sehsinns in Kunst und Alltag. Dominanz meint hier, dass dem Sehsinn üblicherweise so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, dass alles Nichtvisuelle als unwichtig erachtet und übersehen wird. Der Mechanismus des Übersehens hat für uns nicht nur Folgen für die sinnliche Wahrnehmung, sondern auch eine sehr politische und soziale Ebene. Er führt zu Ausgrenzungen.
Das Projekt möchte erstens auf diese Ausgrenzungen hinweisen und zweitens dagegen wirken, indem es gezielt blinde und sehbehinderte BesucherInnen in das Kunsthaus einlädt. Es wendet sich zwar explizit an Blinde und Sehbehinderte, ist aber ebenso für Sehende relevant, da wir zeigen werden, welches kreative Potenzial in anderen Sichtweisen steckt und wie Unsichtbarkeit Bedeutungen erweitern kann.
Das übergeordnete Ziel ist es, durch Irritationen und Reflexionen ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen.

Jurybegründung als PDF

Die Auflösung des Sehens – Mitmachen und Mitdenken

Workshop und Parcours der Nichtsehenswürdigkeiten

Einfach mal die Augen schließen und die anderen Sinne wahrnehmen. Was hören, fühlen, schmecken und riechen Sie? Das Künstlerduo wirft mit dem Projekt »Die Auflösung des Sehens« diese Frage auf und lädt dazu ein, auf dem »Parcours der Nichtsehenswürdigkeiten« das DA und seine Umgebung neu kennenzulernen. Die Künstler entwickelten einen Rundgang ohne Sehenswürdigkeiten als Alternative zur Sightseeingtour: Den Parcours der Nichtsehenswürdigkeiten. Dieser steht als tastbarer Plan zur Orientierung für alle Besucherinnen und Besucher bereit und erläutert durch Sprachausgabe die einzelnen Stationen des Parcours.
Am Samstag, dem 26. April 2014 trafen sich zehn blinde, sehbehinderte und sehende Menschen, um gemeinsam mit uns das Gelände des DA Kunsthauses Kloster Gravenhorst kennen zu lernen. Wir wollten herausfinden, was dieser Ort zu bieten hat, wenn man sich nicht in erster Linie auf den Sehsinn konzentriert. Nach Übungen, in denen die vernachlässigten Sinne angeregt wurden, schwärmten wir in kleineren Gruppen aus und erkundeten das gesamte Außengelände. Wir schenkten übersehenen Dingen und unscheinbaren Nischen unsere Aufmerksamkeit. Wer achtet z.B. darauf, wie sich die Gräften anhören, wenn bei Regen die Tropfen auf die Wasseroberfläche treffen?
Im Gegensatz zur touristischen Sightseeingtour, bei der vor allem die Augen (und die Kamera) benutzt werden, braucht die Ortserkundung mit anderen Sinnen mehr Zeit. Auch deswegen haben diese Sinne keinen Platz im Tourismus, der darauf setzt, dass alles jederzeit und sofort verfügbar ist. Aufbauend auf den Ergebnissen des Workshops wurde ein Rundgang ohne Sehenswürdigkeiten als Alternative zur Sightseeingtour entwickelt: Der Parcours der Nichtsehenswürdigkeiten. Dieser steht bis heute als tastbarer Plan zur Orientierung für alle Besucherinnen und Besucher bereit und wird als Führung im DA angeboten.

Die Auflösung des Sehens | Auf dem Parcours der Nichtsehenswürdigkeiten
Führung für Blinde, Sehbehinderte und sehende Menschen

RÜCKBLICK!
Die Auflösung des Sehens | Dirk Sorge und Jovana Komnenić

20.02.14: Künstlergespräch
29.+ 30.03.14 Workshop für blinde und sehbehinderte TeilnehmerInnen: Ortserkundung, Experimente mit Sinneswahrnehmung, »Was heißt etwas übersehen?«, Entwicklung eines Rundgangs ohne Sehenswürdigkeiten.
25.05.14: Aktionen zu Marktzauber –Taktile Postkarten zum Selbermachen und Mitnehmen, Eröffnung und Präsentation der Raumintervention. Die Künstler verändern die Wege und schaffen Situationen, die nicht vor allem den Sehsinn ansprechen.
23.08.14: Finale Raumintervention und taktile Darstellung des Parcours der Nichtsehenswürdigkeiten im Rahmen von openART
20.10.14: Workshop und Parcours der Nichtsehenswürdigkeiten
16.11.14: Präsentation der taktilen Karte mit Führung durch den Parcours der Nichtsehenswürdigkeiten

Gefördert vom LWL – Landschaftsverband Westfalen Lippe

Die Auflösung des Sehens – live!

Künstlerische Positionen und Vita | Dirk Sorge

1984 in Berlin geboren lebt und arbeitet Dirk Sorge in Berlin. Als bildender Künstler beschäftigt er sich mit Video, Computerprogrammen, Installationen, aber auch mit Texten. Digitales und Regelhaftes konfrontiert er häufig mit Analogem und Spontanem. Themen aus Popkultur und Science-Fiction sowie ihre ‚trashigen‘ Ästhetiken werden von ihm aufgegriffen und mit Einflüssen aus Minimal Art und wissenschaftlichen Zusammenhängen gebrochen.

Ausbildung an der Technischen Universität Berlin | seit 2012 Masterstudium »Philosophie des Wissens und der Wissenschaften« | 2010 – 2012 Bachelorstudium »Kultur und Technik« mit dem Kernfach Philosophie | Ausbildung an der Universität der Künste Berlin | 2011 Meisterschülerabschluss in der Fachklasse von Prof. Michaela Meise | 2010 Absolventenabschluss mit außerordentlichen künstlerischem Erfolg; Beginn des Meisterschülerstudiums | 2007 In der Klangkunst-Klasse von Gastprofessor Tilman Küntzel. 2006 – 2010 In der Fachklasse von Prof. Lothar Baumgarten.
Berufliche Tätigkeiten: seit 2013 Koordinator des Arbeitskreises »Kultur und Freizeit« des Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenvereins Berlin | Studentische Hilfskraft für das BMBF-Projekt »Anthropofakte« an der TU Berlin | 2012 Kurator des Kunstprogramms Sehr ansprechend! Künstlerische Positionen zur Sprache im Rahmen der »52. Studentischen Tagung Sprachwissenschaft« an der Freien Universität und Technische Universität Berlin | 2010 Werkzeug Wahrnehmung, Interaktiver Kunst-Spaziergang / Kunstvermittlung mit Jovana Komnenić, Birgit Binder, Silja Korn und Anja Winter auf der 6. Berlin Biennale | 2007 – 2010 Tutor in der Fachklasse von Prof. Lothar Baumgarten an der UdK Berlin.
Stipendien | Förderungen: 2013 Förderung durch das Quartiersmanagement Schiller-Kiez in Berlin-Neukölln für das Projekt »Body↔Bilder. Ein Zeichen- und Tastworkshop zwischen zwei Dimensionen« mit Jovana Komnenić | 2010 – 2011 Forschungsstipendium der Zhejiang Universität in Hangzhou, China für Forschung über »Das Chinabild in den deutschen Medien« | 2010 – 2011 DAAD Stipendium für Auslandsaufenthalt in China | 2009 NICA Stipendium der UdK Berlin für Auslandsaufenthalt in Australien.

Gruppenausstellungen und Festivals: 2013 »Antennae« – kuratiert von Daniel Kupferberg, Another Vacant Space, Berlin | »Greenwashing« – kuratiert von Tom Albrecht, Group Global 3000, Berlin. »Klein Kunst Party« – kuratiert von Yena Gim in der PLATOON Kunsthalle, Seoul, Südkorea | »body | border | body“ – kuratiert von Aisuke Kondo im Rahmen der
Tokyo Wonder Site im Kunsthaus Kreuzberg / Bethanien, Berlin | 2012 »Blicke wechseln – Sinne wandeln« Fotografieworkshop und -ausstellung zum Thema Fotografie und Sehbehinderung | 2011 »Leistungsschau« Kunsthalle Berlin | »Vor mir, hinter mir, neben mir, …« – kuratiert von Valeria Schwarz und Peer Golo Willi im Volkspark Hasenheide, Berlin | 2010 »OSTRALE 010« Dresden | »Lichtbilder« – zum 78. Kongress von Studenten der Kunstgeschichte, Jena. | Videobeitrag auf dem unabhängigen Medienkunstfestival „plattform: [no budget] #8“, Tübingen | »SIX DAYS OF NEW MEDIA« – Gruppenausstellungsmarathon in einem Kunstraum in Berlin.

Projekte: 2013 Leitung des Kunstworkshops für sehbehinderte und sehende TeilnehmerInnen »Body Bilder« mit Jovana Komnenić, Schillerpalais, Berlin | 2012 Leitung des inklusiven Kunstvermittlungs-Workshops »How to get involved with Art?« mit Jovana Komnenić, Projekt »Cooperate« Škuc Galerie, Ljubljana und Blinden- und Sehbehindertenverein Maribor, Slowenien Vortrag über inklusive und partizipatorische Kunstvermittlung »Perception as a tool – What’s this?« mit Jovana Komnenić, Fakultät der bildenden Künste Ljubljana, Slowenien; Europäische Kulturhauptstadt 2012, Maribor, Slowenien

www.dirksorge.de

Künstlerische Positionen und Vita | Jovana Komnenić

Geboren 1981 in Pančevo, Serbien | Ausbildung: 2013 Dissertation am Institut für Geschichte und Theorie der Gestaltung, Universität der Künste Berlin, Fachbereich Ästhetische Theorieseit | 2008 – 2011 Master of Art in Context; Institut für Kunst im Kontekst, Fakultät der bildenden Künste, Universität der Künste Berlin Schwerpunkte: Künstlerische Arbeit mit gesellschaftlichen Gruppen und Künstlerische Arbeit in kulturellen Institutionen | 2000 – 2005 Diplom; Fachrichtung Malerei, Fakultät der bildenden Künste, Universität der Künste Belgrad, Serbien | 2003/04 Gaststudentin, Fachrichtung Malerei und digitale Medien; Fakultät der bildenden Künste, Venedig, Italien
Berufliche Tätigkeiten: 2013 »Durch Nacht und Nebel« geführter Rundgang für blinde und sehbehinderte Kunstliebhaber zu ausgewählten Örtlichkeiten des Kunst- und Kulturfestivals Nachtundnebel in Neukölln, Berlin, mit Anja Winter | »Lesen! Mit uns von Anfang an dabei!« Kunstworkshops mit Themen aus Kinderliteratur mit Kindern von 3 bis 12 Jahren, ALEP e.V. Institut für außerschulisches Lernen und Erlebnispädagogik, Berlin | 2012 Leitung des inklusiven Kunstvermittlungs-Workshops »How to get involved with Art?« mit Dirk Sorge (s.o.) | 2011 Künstlergespräch/Präsentation »Which world do you live in« in der Ausstellung Land Institut, Finnland Institut, Berlin | 2010 Moderatorin des Kiezgespräches »Werkzeug Wahrnehmung« über Rückkopplungen, Veranstaltung im Rahmen des Vermittlungsprogramms der 6. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, mit Birgit Binder

Stipendien und Förderungen: 2013 Förderung durch das Quartiersmanagement Schiller-Kiez in Berlin-Neukölln für das Projekt »Body↔Bilder« mit Dirk Sorge (s.o.) | 2009 – 2011 Stipendiatin der Heinrich Böll Stiftung | 2000 – 2005 Stipendiatin der Regierung der Republik Serbien | 2003/04 Stipendiatin der Regierung Italiens

Einzelausstellungen: 2009 »You Are Yet to See All My Darkness!!« MkM, Belgrad | 2008 »The Book of Dreams«, Galerie Elektrika Pančevo; DKSG, Belgrad, Serbien | 2005 »Ich sah das, trotzdem ich blind war«, Galerie Dvorište, Pančevo | 2002 »Offering to Memory«, April Meetings, SKC, Belgrad
Gruppenausstellungen (Auswahl): 2012 »Arrivi e partenze«, Galerie Mole Vanvitelliana, Ancona, Italien »Bring In Take Out Living Archive (LA)« Galerie Alkatraz, Metelkova, Ljubljana, Slowenien | 2011 »Landinstitut«, Finnland Institut Berlin | 2010 »Construct – Constructed / Selbstgemacht – Hausgemacht – Fremdgemacht«, Universal Cube, Baumwollspinnerei Leipzig, Herbst-Rundgang | 2009 »Amsterdam Biennale«, Mediamatic BANK, Amsterdam, Nederland | »Balkanic Art Inspirations«, Melenia Art Gallery, Bukarest, Rumänien
2008 »Fondazione Nenad Andric«, Galerie A+A, Venedig, Italien | »Die lange Nacht der Museen«, Galerie für Zeitgenössische Kunst, Pančevo | 2006 »Pinned to the Wall« Gallery 402, New York City, USA
Projekte (Auswahl): 2013 Leitung des Kunstworkshops für sehbehinderte und sehende TeilnehmerInnen »Body Bilder« mit Dirk Sorge, Schillerpalais, Berlin | 2010 – 2011 »Raumschiff Jugoslawien – Die Aufhebung der Zeit« – Research- und Ausstellungsprojekt, Neue Gesellschaft für bildende Kunst (NGBK), Berlin | 2009 – 2010 »Andersview« Workshop Leitung und Kuratierung der Ausstellung, Konzept mit Dejan Marković und Durchführung mit Barbara Antal, Persefoni Myrtsou und Orkun Sahin, Kooperationsprojekt zwischen Institut für Kunst im Kontext, Beriner Werkstätten für Behinderte – Atelier Imperfekt, und Galerie Art Cru Berlin

www.jovanakomnenic.com

Kunstprojekte 2014