DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst
DA = Denkmal + Atelier = Mitmachen + Mitdenken + Miterleben
DA ist ein Ort. DA steht für zeigen und Richtung weisen. DA heißt suchen und finden. DA steht für Veränderung und Bewegung. DA inspiriert Künstler*innen und Besucher*innen. DA steht auch für Denk-Mal-Atelier. Damit wird auf die historische und architektonische Bedeutung des Klosterensembles und auf die Produktion und Auseinandersetzung mit Kunst hingewiesen.
Im Kunsthaus DA wird die historische und ökologische Authentizität des Ortes in die neue Nutzung integriert: aktuelle Kunst im Wechselspiel mit alten Gemäuern. Im DA lässt sich Kunst schaffen, Kunst gestalten, Kunst erfahren und Kunst kommunizieren. Künstler*innen aus der Region wie aus aller Welt begegnen Kunstlaien, um gemeinsam Kunst zu produzieren. Ausstellungen, Workshops und Sommerateliers laden Kinder, Jugendliche und Erwachsene zum Mitdenken, Mitmachen und Miterleben ein. Feste, Konzerte, Lesungen und Theateraufführungen lassen im DA Kultur erleben.
Mit Gastkünstler*innen und mit dem Stipendiumsprogramm »Projektstipendium KunstKommunikation«, mit Ideenwerkstätten und offenen Kunstprojekten wird im DA erlebnis- und erfahrungsorientiert Kunst vermittelt. DA heißt Kunst – nicht als schmückendes Beiwerk, sondern als Forschung, experimentellem Spiel und kritischem Diskurs im gesellschaftlichen Kontext. DA ist aktuelle Kunst in alten Gemäuern: ein kommunikativer Treffpunkt für Kunstschaffende, Kunstfreunde und alle die es werden wollen!
Wenn die Kunst ins Kloster geht und mitten im Leben ankommt
Wenn auf Wochenmärkten im Kreis Steinfurt Geschichten gegen Fotos gehandelt werden, das familiäre Abendbrot plötzlich als öffentliche Veranstaltung auf der Straße stattfindet oder wenn Politiker*innen, Bürger*innen und Banker*innen buchstäblich gebauchpinselt werden, dann könnte es sich um Kunst handeln, deren Ursprung im Kloster Gravenhorst liegt. Denn das Herzstück des Kunsthauses ist das deutschlandweit einmalige Stipendiumsprogramm KunstKommunikation, mit dem sich das DA ein eigenes Profil mit überregionaler Ausstrahlung erworben hat. Seit 2005 werden in diesem Rahmen Kunstprojekte von international arbeitenden Künstler*innen durchgeführt, die sich nicht nur an ein spezifisches Kunstpublikum, sondern auch an eine breite regionale Öffentlichkeit wenden, die immer Teil der künstlerischen Konzepte und Aktionen ist. Lebensnahe, oft auch polarisierende Themen bieten im DA und in der ganzen Region Anlass für künstlerische Aktionen und Interventionen. Kunst passiert oft dort, wo sie zunächst nicht vermutet wird: auf den Straßen, in Betrieben, Geschäften, Vereinen, auf den Bahnhöfen, in der Natur… überall dort wo Menschen sind.
DA Konzept und Ideen | Gerd Andersen – Leiterin des DA
Die DA Leitideen
Seit der Auflösung des Klosters Gravenhorst im Rahmen der Säkularisation ab 1803 erfuhr das ehemals sakrale Gebäudeensemble verschiedene profane Nutzungen: Steinbruch, Zuckerrübenfabrik, Dampfmaschinenwerkstatt, Jagdschloss eines Konsuls, Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenenlager, Wohnstätte für Flüchtlinge und Vertriebene und letztendlich landwirtschaftlicher Betrieb. Diese Nutzungen blieben in ihrer Wirkung jedoch alle provisorisch, denn das fast 600-jährige Wirken der Gravenhorster Nonnen zwischen Spiritualität und Pragmatismus prägt spürbar den Ort bis heute.
Nach der Übernahme des Klosters durch den Trägerverein und den Kreis Steinfurt als erbbauberechtigter Projektträger gab es verschiedene Ideen eine neue kulturelle Nutzung für das zu sanierende Gebäudeensemble zu finden. Denn Klöster waren immer Orte der Bildung, der Kunst und der Spiritualiät. Kunst wie Religion erweitern unsere Wahrnehmung, heben unser Bewusstsein über das Alltägliche hinaus und stellen Fragen an unsere Vorstellung von der Welt und Wahrhaftigkeit.
Damit scheint der Ort heute gewissermaßen an seine ursprüngliche Bestimmung zurückgeführt zu sein. Mit dem DA, Kunsthaus wird im Kloster Gravenhorst ein Kreis geschlossen und der Ort bleibt dennoch lebendig und in ständiger Veränderung.
Und warum heißt das DA nun DA?
DA wurde von der konzeptionellen Bezeichnung Denk-Mal-Atelier abgeleitet. Mit dieser Bezeichnung wird zugleich auf die historische und architektonische Bedeutung des Klosterensembles und auf die aktuelle Produktion und Auseinandersetzung mit Kunst hingewiesen. Der Begriff „Atelier“ verweist auf die Produktion von Kunst.
Auseinander geschrieben verweist der Begriff »Denk-Mal-Atelier« auf wichtige Bestandteile des Programms:
Denk = Vermittlung von Wissen über Kunst, Aufforderung zur kritischen Auseinandersetzung mit Kunst.
Mal = verweist auf »malen«, im übertragene Sinne auf das »Selber tun«, machen = erlebnisorientierte, aktive Auseinandersetzung mit Kunst.
Atelier = Produktion, Werkstattcharakter, Experimentierfeld und Forum für Künstler*innen und Laien, Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Die Kürzung der Bezeichnung Denk-Mal-Atelier zum DA war ein gelungener Kunstgriff und eine Marketingstrategie der Firma Total Identity. Mit diesem CI und der Wahl des Wortes DA wurden nicht nur die grafischen Richtlinien für die Werbung des Hauses formuliert, sondern auch eine Kommunikationsstrategie entwickelt, die die ambitionierten Leitideen des Kunsthauses unterstützen. Denn DA steht (als Zeige- und Ausrufewort) auch für zeigen und Richtung weisen. DA heißt suchen und finden und DA steht für Veränderung und Bewegung.
In Gravenhorst wird Kunst nicht als schmückendes Beiwerk, als kompensatorische Verschönerung der Gesellschaft, sondern als Forschung, Spiel und kritischer Diskurs im aktuellen gesellschaftlichen Kontext verstanden.
Kunst auf dem platten Land – zwischen Globalisierung und regionaler Identitätsbildung
– so lautet daher der Hintergrundtenor des Nutzungskonzeptes. Denn nur unter diesen beiden Voraussetzungen, nämlich Anbindung an das aktuelle (auch internationale) Kunstgeschehen, sowie eine Einbindung in das (Kultur-)Leben der Region kann das Kunsthaus erfolgreich sein. »Kunst im Kontext« – das heißt einerseits Bezug und Rücksicht auf die Geschichte, andererseits Reflexion über das aktuelle, gesellschaftliche Geschehen durch die Kunst. Im DA wird Kunst in die Lebenszusammenhänge der Menschen eingebunden und – an die Erfahrungen und die Erlebnisse der Menschen anknüpfend – vermittelt. Kunst ist hier auch im Sinne von Lebens-Kunst zu verstehen, d.h. als Auseinandersetzung mit dem eigenen Lebensentwurf; als Fähigkeit zum Teilhaben an gesellschaftlichen Prozessen und als kreative Schaffung von neuen Lebensperspektiven in einer immer unüberschaubareren Welt.
Dieses Verständnis von der Rolle der Kunst, das als die grundlegende DA-Leitidee gelten kann, findet im Herzstück des Kunsthauses – im Stipendiumsprogramm »KunstKommunikation« – seine deutlichste und konkreteste Umsetzung. Die ersten Kunstprojekte des Stipendiumsprogramms wurden ab Herbst 2005 im DA durchgeführt. Der Fokus der Stipendien liegt in der Förderung kommunikativer Kunstprojekte, die vor Ort durchgeführt werden. Das heißt vor allem gemeinschaftsorientierte öffentliche Kunstprojekte, die nicht ursprünglich und ausschließlich für einen musealen Kunstraum geplant sind.
Also Kunstprojekte, die sich inhaltlich auf gesellschaftlich-soziale, partizipatorische Aspekte konzentrieren und die nicht vorrangig ergebnis- sondern prozess- und erfahrungsorientiert sind.
Gemeint sind auch ortsbezogene Kunstprojekte, die sich gezielt mit der Geschichte, der Topographie, den sozialen Zusammenhängen oder der Ökologie des Ortes Kloster Gravenhorst auseinandersetzen. Kunstprojekte und Werke, deren Produktionsprozesse von der Partizipation künstlerischer Laien, auch von Kindern und Jugendlichen geprägt sind, werden ebenfalls gefördert.
Das Kunsthaus Gravenhorst ist also – trotz seiner ländlichen Lage – kein Refugium für Künstler*innen, keine Idylle fernab von der gesellschaftlichen Realität.
Das Spannungsfeld zwischen Globalität und Regionalität, zwischen Geschichte und Aktualität, spiegelt sich auch in den fünf Themenkomplexen wieder, die die Ausstellungs- und Projekttätigkeit des Kunsthauses bestimmen sollen.
»Remember History/Think History« reflektiert unter dem Label »Kunst und Geschichte« die historische Authentizität des Ortes.
»Natural Reality« thematisiert unter der deutschen Subline »Kunst und Ökologie« Fragen der Natur, der Landschaft und des Environments.
»Lost Paradise« (verlorenes Paradies) bezieht sich auf die sakralen Ursprünge des Ortes auch unter dem Aspekt einer spezifisch »weiblichen« Spiritualität, wie sie zur Gründungszeit des Klosters in Europa in großer Blüte stand. Unter dem Begriff »Body Relations« (Kunst und Körper) sowie »Perception – Observation – Truth« (Kunst und Wahrnehmung) werden aktuelle und kunstimmanente Themen aufgegriffen.